Der Vertrag von Waitangi
Für den Neuseeländer gibt es keinen wichtigeren Tag im Jahr als den 6.
Februar. Denn es ist der Tag, an dem vor 176 Jahren Neuseeland gegründet
wurde.
Die "Geburtsstunde Neuseelands" wurde am 6. Februar 1840 mit dem Vertrag
von Waitangi besiegelt. Abgeordnete der britischen Krone und Häuptlinge
der Maori reisten in den kleinen Ort Waitangi (Bay of Islands) auf der Nordinsel, um den
Vertrag zu unterschreiben. Darin geht es hauptsächlich darum, dass die
Maori ihre Souveränität aufgeben sollten und damit Bürger der britischen
Krone werden und gleichzeitig alle damit einhergehenden Rechte und
Privilegien zugesprochen bekommen würden. Den Ureinwohnern wurde ferner
versprochen, dass sie ihr Land und ihren Besitz behalten dürften und
dies vor den Siedlern seitens der Krone gesichert werde, die Krone
jedoch ein Vorkaufsrecht über das Land der Maori innehabe.
Wer war beteiligt?
Aufgesetzt wurde der Vertrag von Waitangi von
William Hobson, der als Gouverneur Groß Britanniens in Neuseeland agieren
sollte, zusammen mit einem Landsmann, James Busby. Anschließend ließen sie den
Text von einem Geistlichen in die Sprache der Maori übersetzen, was allerdings
nicht so einfach war. Einige Wörter und Redewendungen gab es so in Maori nicht
und so war die maorische Version am Ende verschieden interpretierbar und
enthielt teilweise falsche Übersetzungen.
Gut 200 Häuptlinge aus dem
gesamten Land kamen am 5. Februar 1840 nach Waitangi (siehe Bild), um den Vertrag zu
unterzeichnen und weitere 300 wurden nachfolgend extra aufgesucht. Hobsons
Hauptargument war, dass die britische Krone unbedingt Staatsoberhaupt über
Neuseeland sein müsse, um dem Land den nötigen Schutz zu bieten.
Nach langem Hin und Her, aber vor
allem, um endlich eine Klärung zu finden, entschieden sich einige Häuptlinge am 6.
Februar dazu, zu unterzeichnen. Doch bei weitem nicht alle Stammesoberhäupter
taten es ihnen gleich – manche weigerten sich, andere wurden erst gar nicht
gefragt.
Mit der Zeit wendete sich das
Blatt von der scheinbar fairen Lösung hin ins vorerst nebulöse. Die Krone
begann nämlich ihren Siedlern zu erlauben, sich auf bestimmten Plätzen
niederzulassen, dessen Besitztum nicht eindeutig geklärt war. Die Maori
versuchten dagegen anzukämpfen – auch gewaltsam – woraus die Neuseelandkriege
resultierten. Nach mehreren Jahren der Kriegszeit standen die Maori oft
komplett ohne Besitz da, weil sie enteignet wurden.
Waitangi Day - Heute ein Feiertag
Bild2: Zeremonie am Waitangi Day
Bis heute ist der Vertrag von
Waitangi ein heikles Thema. Auf Seiten der Siedler hat man zwar eingesehen,
dass die Enteignungen vertragswidrig waren und vielen Maori Entschädigungen
zuteil werden lassen. Doch das geschehene Unrecht kann nicht so leicht
vergessen werden.
Seit 1975 gibt es deshalb das
Waitangi-Tribunal, das versucht die Ungereimtheiten zu klären. Es bietet Maori die
Möglichkeit, ihre Vertragsansprüche geltend zu machen. Die
Entscheidungen des Tribunals sind allerdings nicht rechtskräfitg.
Heute ist der 6. Februar der Nationalfeiertag in Neuseeland, an dem zahlreiche Veranstaltungn stattfinden. Besonders groß wird dieser Tag natürlich in Waitangi, genauer gesagt auf dem Waitangi Treaty Ground gefeiert. Doch auch im restlichen Land wird an diesem Tag an die Geburtsstunde Neuseeland gedacht.
Fotos:
Vertrag von Waitangie: Archiv New Zealand
Waitangi-Haus: Sids1
Zeremonie am Waitangi Day: Royal New Zealand Navy Photostream